Bericht einer Pflegestelle

Ich möchte Ihnen mit diesem Bericht einen Einblick geben, warum wir Katzen auf Pflegestellen holen und wie es bei den Pflegestellen so abläuft.

Meine erste Pflegekatze war Mika, sie kam am 17.09.2011 zu uns. Mit Mika passierte mir das, was vielen Pflegestellen passiert. Wir nennen es scherzhaft "Pflegestellenversager". Mika zog nicht mehr aus, sondern wurde von mir adoptiert, da sie sich bestens mit meinen Katzen verstand. Leider musste ich sie im Dezember 2012 wegen FIP einschläfern lassen.

Am 08.07.2012 kamen Ralph, Alex, Mariluz, Abby und Betty zu mir. Zu dieser Zeit war die Kittenschwemme in vollem Gange und Ana wusste langsam nicht mehr, wohin mit den vielen Katzen. Ganze Würfe landeten in der Tötungsstation und sollten doch eine Chance auf Leben haben. Also entschloss ich mich, die fünf aufzunehmen, um Platz in Spanien zu schaffen.

Bei Ankunft wurde die Rasselbande erst mal von meinen Katzen separiert, bis klar war, dass sie parasitenfrei waren und die Katzen sich durch die Gittertür schon mal kennengelernt hatten. Meine Katzen waren über diese Invasion anfangs wenig entzückt.

Nach einer Woche wurde die Quarantäne aufgehoben und die fünf durften in die ganze Wohnung.

Abby wurde als Erste vermittelt, sie zog nach einer Woche zu einer lieben Familie, die bereits Katzen von uns adoptiert hatte.

Aufgrund der kurzen Zeit, die sie bis dahin bei mir war, und weil die neuen Besitzer bereits bekannt waren, fiel der Abschied nicht sehr schwer. Abby wurde noch an dem Samstag abgeholt, an dem wir die Nachricht bekamen, dass der Giardientest negativ war.

Als Nächstes fanden sich Interessenten für Betty, die dann Ende August umzog. Diesmal war es schon schwerer, sie ziehen zu lassen. Auch hier haben wir aber ein sehr schönes Zuhause mit zwei Katzenfreundinnen für sie gefunden. Auch Betty wurde bei mir abgeholt, hat aber anscheinend gemerkt, dass was im Busch ist, und so hatten wir Mühe, sie in die Box zu bekommen. Das war der einzige nicht so schöne Moment.

Da Ralph und Alex sich bestens miteinander verstanden und auch sehr oft zusammen in einem Bettchen oder auf einem Platz lagen, entschieden wir, sie nur zusammen zu vermitteln. Es dauerte einige Zeit, aber schließlich erhielten wir auch für die beiden eine Anfrage. Zufälligerweise war das neue Zuhause ca. 15 Minuten von mir entfernt, so dass die Interessentin die beiden erst besuchen konnte, um zu sehen, ob die Chemie stimmt. Nach erfolgtem Vorbesuch habe ich Ralph und Alex dann persönlich ins neue Zuhause gebracht. Es fiel zwar schwer, da die beiden einfach absolute Charmebolzen sind, aber auch hier bin ich schließlich mit einem sehr guten Gefühl und einer leeren Box nach Hause gefahren. Inzwischen habe ich die beiden im neuen Zuhause besucht, es geht ihnen sehr gut.

Da die Jungs, wie ich Ralph und Alex immer nannte, nun so gut wie vermittelt waren, kam Ventisca als neue Pflegekatze, damit Mariluz nicht mit meinen wesentlich älteren Katzen alleine war. Die beiden haben sich zwar gut verstanden und haben auch miteinander gespielt, allerdings war Ventisca mit Mariluz' Raufverhalten etwas überfordert. So entschlossen wir uns, die beiden getrennt zu vermitteln.

Für Ventisca fand sich relativ schnell ein schönes Zuhause, in dem bereits zwei andere Katzen leben. Ihr neues Frauchen kam extra mit dem Zug nach Berlin, um sie abzuholen.

Mariluz war die Letzte, die auszog. Zwischendurch hatten wir sie auf nicht vermittelbar gesetzt, da das Blutbild einen zu hohen Wert an weißen Blutkörperchen aufwies und wir das erst in den Griff bekommen wollten. Da sie recht kurzfristig noch mit auf den Flug gesetzt worden war, hatte Ana sie auf unsere Bitte nicht kastrieren lassen, das wollte ich dann hier machen lassen. Solange die Blutwerte nicht in Ordnung waren, wollte ich da aber kein Risiko eingehen. Sechs Blutbilder und einige Monate später konnte sie Ende Dezember endlich kastriert werden. Kurz danach ging auch eine Anfrage für sie ein. Die Interessenten wohnten ein ganzes Stück von uns entfernt, so dass Mariluz über Mitfahrgelegenheit ins neue Zuhause fuhr. Es war extrem schwer, sie der Mitfahrgelegenheit zu übergeben. Immerhin war sie sechs Monate bei mir und mir sehr ans Herz gewachsen. Ich habe öfter überlegt, sie zu behalten, allerdings passte sie altersmäßig nicht zu meinen Katzen und noch eine weitere Katze wäre nicht gegangen. So fuhr sie einen Tag nach Ventisca in ihr neues Zuhause.

Innerhalb eines halben Jahres waren so alle Pflegekatzen vermittelt und plötzlich war es ruhig und ziemlich still.

Als Pflegestelle begleitet man die Tiere ein Stück weit auf dem Weg in ihr neues Leben. Dann kann man ihnen nur noch alles Gute wünschen und hoffen, dass sie ein langes und glückliches Leben haben.

Wenn es mir nach einem halben Jahr schon so schwer fällt, eine Katze in ihr neues Zuhause ziehen zu lassen, möchte ich nicht wissen, wie es Ana manchmal geht.

Deswegen sind Fotos und Berichte aus dem neuen Zuhause so wichtig. Nichts ist schlimmer, als wenn man dann nie wieder etwas von dem Tier hört. Sie liegen uns ja am Herzen und wir freuen uns über jedes Bild, das geschickt, jede Zeile, die geschrieben wird.

Viele Leute denken: "Ach, den Tieren auf der Pflegestelle geht es ja gut, ich nehme lieber eine Katze direkt aus Spanien".

Das ist im ersten Moment nachvollziehbar, aber eine Adoption aus einer Pflegestelle hat für alle Seiten Vorteile. Die Pflegestelle lernt die Katzen ja recht gut kennen und kann daher auch sehr viel präzisere Angaben zum Charakter und Sozialverhalten machen. Die Katzen sind bereits an ein Leben in einem normalen Haushalt gewöhnt und haben die Wartezeit auf ein endgültiges Zuhause recht angenehm überbrücken können. Bei Pflegekatzen können wir entscheiden, wer auf eine Pflegestelle zieht. So haben auch die scheuen, die optisch nicht so ansprechenden Katzen und die Langzeitinsassen eine Chance, Spanien verlassen zu können. Das sind in der Regel die Katzen, die nie eine Anfrage bekommen. Die Pflegestelle hat viel mehr Zeit, Fotos und Videos zu machen und so steigen die Vermittlungschancen der Pflegekatzen drastisch.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Katzen hier in Deutschland auch besucht werden können, was für die Interessenten natürlich sehr schön ist.

Außerdem ist es gut, wenn die Katzen nicht zu lange auf der Pflegestelle bleiben. Erstens fällt den Tieren dann die Umgewöhnung leichter und man selber hat sich auch nicht zu sehr an die Katze gewöhnt und sie in sein Herz geschlossen. Das kann ansonsten dazu führen, dass die Katze dann doch von der Pflegestelle adoptiert wird. Das ist für dieses Tier dann zwar schön, damit fällt aber wieder eine Pflegestelle weg, auf die unsere Sorgenkinder ziehen könnten.

Das war ein kleiner Einblick, den ich Ihnen gewähren wollte. Seit dem 09.02. sind nun Felipe, Onyx, Melosa, Boggart und Ayomi bei mir. Über Anfragen für die fünf würden wir uns sehr freuen. Die Vermittlungsseiten von ihnen werden dann sicher demnächst um Fotos und Videos ergänzt sowie die Vermittlungstexte überarbeitet.

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